Das Zimmermannsche Wäldchen

Der ca 2,4 Hektar große Wald an der Ecke Burloh/ Grevener Straße in Münster Kinderhaus ist gefährdet, weil die Firma Stroetmann, der das Grundstück gehört, dort bauen möchte. Wir stellen uns entschieden gegen diese Pläne.

Der Wert des Zimmermannschen Wäldchens

Der Klimawandel ist nicht nur in aller Munde, sondern auch in jedem neuen Dürresommer ganz real spürbar. Wenn wir die lokalen wie globalen Folgen zumindest möglichst gering halten wollen, müssen wir bestehende Wälder, so klein sie auch sein mögen, schützen. Auch für das lokale Kleinklima hat der Wald zahlreiche positive Effekte: Er dient als Frischluftquelle und im Sommer als Abkühlung, er filtert Schadstoffe aus der Luft und reduziert den Lärm der viel befahrenen Grevener Straße für die Menschen, die direkt hinter dem Wald leben. Und im Wald ist auch viel Leben: Fledermäuse, Vögel und zahlreiche Pflanzen sind dort zu Hause, darunter auch seltenere Vögel wie Waldkauz, Schwanzmeise und Tannenmeise. Die zahlreichen Höhlen in den alten Bäumen sind gerade in dicht besiedelten Städten selten gewordener Lebensraum.
Wer das Wäldchen kennt, wird außerdem bemerkt haben, dass hier viele Menschen zum Spielen oder Spazierengehen unterwegs sind, denn es ist eine der verbliebenen kleinen grünen Inseln im Stadtteil.

Stroetmanns Pläne und PR-Lügen

Lange wurde es geleugnet, doch seit Anfang 2023 ist offiziell, was wir schon lange annahmen: Stroetmann will den Wald komplett zerstören, um dort einen Edeka zu bauen.
Momentan ist die Fläche offiziell Wald. Die Firma Stroetmann darf dort, weil es ihr Wald ist, Forstwirtschaft betreiben, allerdings nur, wenn das ordnungsgemäß geschieht. Davon kann jedoch nicht die Rede sein. Schon mehrfach beauftragte Stroetmann Baumfällfirmen, die dort gezielt innerhalb kürzester Zeit möglichst viel Schaden anrichten sollten und zahlreiche, teils weit über 100jährige Bäume fällten. Das Resultat ist erschreckend. Doch so traurig der jetzige Zustand im Vergleich zu früher auch ist: Noch ist hier ein Wald, zahlreiche alte Bäume stehen noch. Max und Lutz Stroetmann versuchen es so darzustellen, als handle es sich mittlerweile bei der Fläche um eine Brache und als seien ihre Pläne Verbesserungen. Das ist reiner Propaganda-Unsinn. Der Wald ist trotz aller gezielten Zerstörungsaktionen noch immer ein wertvolles Biotop und jede Versiegelung Abwertung.
Um Kritik zu besänftigen, behauptete Stroetmann, die Fällungen seien „Verkehrssicherungsmaßnahmen“. Und das, obwohl im Zimmermannschen Wäldchen auch laut zuständiger Forstbehörde gar keine Verkehrssicherungspflicht besteht. Gesunde Bäume fällen ist nichts als Zerstörung mit dem Ziel, den Wald weniger wertvoll zu machen. Doch egal wie viel Stroetmann dort zerstört: Um dort bauen zu dürfen, müsste der Charakter des Grundstücks offiziell geändert werden, der Wald müsste entwidmet werden. Die Chancen, die Stadtpolitik zu überzeugen, aus dem einst günstig erworbenen Waldgrundstück wertvolles Bauland zu machen, stehen natürlich viel besser, wenn im Wald dort kaum noch alte Bäume stehen. Um die Edeka-Pläne noch etwas besser verkaufen zu können und als schöner darzustellen, hat sich Stroetmann außerdem noch dahingehend geäußert, dort solle auch eine Kita und mehr entstehen. Aus unserer Sicht einfach nur ein plumper Versuch der Schönfärberei. Gegenüber der Zeitung behauptete Stroetmann dann gar, die besonders wertvollen Bäunme sollten erhalten bleiben, dabei war die Firma Stroetmann selbst die Auftraggeberin der gezielten Zerstörung zahlreicher wertvoller gesunder über 100jähriger Bäume. Ein Armutszeugnis auch für den Journalismus, dass ein solcher Satz unwidersprochen in der Zeitung landet.
Der Vollständigkeit halber sei erwähnt, dass es in Kinderhaus mehr als genug Lebensmitteleinzelhandel gibt und ein Stadtteilkonzept besteht, was Ansiedlungen von Lebensmitteleinzelhandel am Idenbrockplatz vorsieht. Doch selbst wenn das nicht so wäre, würde sich für neue Läden und Kitas (und für jeden anderen PR-Gag, den Stroetmann sich ausdenkt) ein besserer Platz finden, als ein Wald. Ihn zu zerstören ist durch nichts gerechtfertigt.
Wer Wald für Bauprojekte zerstört, muss andernorts kompensieren. Auch damit reden sich viele Bauherren aus ihrer Verantwortung heraus. Aber der Klimawandel findet heute statt und bis eine neu gepflanzte Kompensationsfläche auch nur annähernd die klimatischen und biologischen Eigenschaften des zerstörten Biotops erreicht, dauert es im besten Fall Jahrzehnte, in vielen Fällen funktioniert es überhaupt nicht. Zerstörung kann nicht kompensiert werden, sie muss unterlassen werden.

(Nicht)-Verhalten von Stadt und Behörden

Die Stadt und die zuständigen Behörden wissen seit Jahrzehnten ganz genau, was auf dem kleinen Waldgrundstück passiert. Immer wieder haben die jeweiligen Eigentümer*innen versucht, dort bauen zu dürfen. In den 1980er-Jahren wurde das gerichtlich untersagt und Mitte der 1990er-Jahre wurde zum Bebauungsplan umfangreich erläutert, warum der Wald wertvoll ist und geschützt. Bereits vor über 20 Jahren fand statt, was wir auch heute beobachten: Getarnt als Forstwirtschaft wird der Wald weiter und weiter zerstört.
1996 heißt es in der (von der damaligen Oberbürgermeisterin Marion Tüns unterzeichneten) Begründung des Bebauungsplans :

„Diese Maßnahmen des Waldbesitzers haben mit einer ordnungsgemäßen Forstwirtschaft im Sinne des § 10 Abs. 1 Landesforstgesetz (LFoG) nach Auffassung des Forstamtes nicht das geringste gemein, da die dort formulierte und vorgegebene Maßgabe, den Wald im Rahmen seiner Zweckbestimmung ordnungsgemäß und nachhaltig zu bewirtschaften, nicht eingehalten wird.“

Daran hat sich nichts geändert: Auch heute spricht die zuständige Forstbehörde auf Nachfrage davon, Stroetmann habe die Grenzen des Zulässigen „ganz klar überschritten“.
Obwohl direkte Nachbar*innen die zuständigen Behörden direkt morgens bei Beginn der Rodungsarbeiten am 14. Dezember 2021 einschalteten, wurden die Arbeiten bis zum Abend fortgesetzt. Auf einer Fläche, auf der seit Jahrzehnten bekannt ist, dass dort gezielt zur Waldabwertung illegal gefällt wird. Auf die Behörden können wir uns offenkundig in dieser Frage nicht verlassen.

Unsere Antwort: Widerstand

Wir wollen dem nicht tatenlos zugucken. Solange sich der Wald im Besitz von Firmen oder Menschen mit Bauabsichten dort befindet, werden wir uns auf vielfältige Art gegen Baumfällungen und Flächenversiegelung und für den Walderhalt einsetzen. Denn unsere Überzeugung ist: Der Wald muss langfristig geschützt werden. Wenn Stroetmann hier erneut Tatsachen zu schaffen versucht, werden wir uns den Maschinen in den Weg stellen.